TABLETS IN LOVE
TIM HAUSMANN STORYBOARD & ILLUSTRATIONwww.timhausmann.com |
Es war einmal eine Zeit gekommen in der die Menschen sich nicht mehr in die Augen sahen.
Sie hielten die Augen gesenkt,
starrten auf ihre „Lebenstablets“ und niemals auf ihr Gegenüber.
Ja sogar, wenn sie wissen
wollten, wie das Wetter war, fragten sie ihr Tablet und blickten nicht gegen
Himmel in strahlendes Blau, milchiges Weiß, dunstiges Grau, dunkel verhangene
schneeträchtige Wolken oder wie sich sonst eben die Natur, die Welt,
präsentierte.
Beinahe niemand mehr sah man
aufrecht gehen; die Köpfe waren und blieben gesenkt.
Die Evolution hatte unseren
Wunsch zur Kenntnis genommen und umgesetzt.
Da geschah es, dass zwei Tablets
geboren, d.h. konstruiert wurden, die beide einen winzigkleinen Fehler in sich
trugen, der aber verheerende Folgen für die tabletabhängige, aber zufriedene
Menschheit in sich tragen konnte.
Eine Schraube war in ihnen nicht
exakt genug angezogen worden, also war bei Beiden im besten Sinne des Wortes
„eine Schraube locker“.
Das bewirkte, dass die beiden Tablets
so etwas wie „Sehnsucht nach Erfüllung“ oder „Bedürfnis nach Fehlendem zu
suchen“ hatten. Schlicht und einfach ausgedrückt, ihr „Alter Ego“ finden
wollten.
Das äußerte sich in
gelegentlichen Eskapaden wie „Herzchen“ mitten in einem hochwissenschaftlichen
Text, den sich ihr Herr und Meister gerade zu Gemüte führen wollte. Oder eine
„rosa Überflutung“ des Tablets ihrer Besitzerin.
Aktionen, die beide TB (Tabletbesitzer)
erschreckten und schockierten!
Als Reaktion darauf, Überbleibsel
aus uralten Evolutionsstadien, bewog, die Köpfe etwas an zu heben.
Äußerst ungewöhnlich in diesen
Zeiten!
Dann geschah das Unfassbare.
Eines Tages begegneten sich die
beiden Tablets im Stiegenhaus. Denn wie es der Zufall so wollte, lebten ihre
Besitzer im selben Haus.
Ein funkelnder, roter
Sternenregen aus winzig kleinen Herzen schoss aus den beiden Tablets heraus.
In die erschrockenen Gesichter
der TT (Tabletträger), denn mehr waren die Menschen nicht mehr….
Die Beiden zuckten zurück.
Blieben stehen.
Ihre Hände zitterten.
Ihre Köpfe hoben sich.
Ihr Blick durchdrang erstmals
seit langer Zeit den üppigen Haarvorhang, der sie und ihre Tablets umhüllte.
(In der Zwischenzeit war es
nämlich Mode geworden, das Haar von hinten nach vorne zu kämmen, dadurch, unter
anderen Vorteilen, das Tablet vor den Blicken der anderen zu schützen. Man
wusste ja nicht, was den menschlichen Kontrahenten einfallen würde, um an ein
Tablet neuerer Machart zu gelangen. Hatte es doch schon gezielte Angriffe in
räuberischer Absicht gegeben. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Jedenfalls konnten unsere beiden
TBs ein wenig von ihrem Gegenüber erkennen, während ihre Tablets weiterhin
„Herzensstürme“, „Herzensregenbogen“, ja sogar ein „Ich hab dich lieb!“
(natürlich in Herzbuchstaben geschrieben) versprühten.
Da löste sich eine Hand des
Mannes unter gewaltiger Anstrengung von seinem Tablet. Schob den Haarvorhang
zur Seite, riskierte im wahrsten Sinne des Wortes „ein Auge“ auf sein
Gegenüber.
Und auch hier blinzelte ein
fröhliches, blitzblaues Auge durch die Haarmähne, die von schlanken Fingern
geteilt wurde.
„Wer bist du?“ flüsterte der
junge Mann. Betont leise, um sein Gegenüber nicht zu erschrecken.
„Mein Name ist Jane!“ kam es
leise zurück.
„Und ich bin Tarzan!“ schmunzelte
er zurück.
Denn zum Glück war ihm im Laufe
seines Tabletdaseins der Humor noch nicht ganz abhanden gekommen.
So fanden die beiden fehlerhaften
Tablets und ihre Besitzer zusammen.
Die TB/TT blieben beieinander,
schlossen schlussendlich sogar einen gemeinsamen Vertrag für neue Tablets ab.
Und die beiden, alten
„Herzchenversprüher“ durften nebeneinander auf einem bevorzugten Platz in der
gemeinsamen TB/TT-Wohnung ihr Ablaufdatum erwarten.
Sie waren es zufrieden!
Und sandten sich viele Herzen bis
ihr Akku endgültig aufgab.
- E N D E –
© by Gitta
Landgraf-Hausmann
Wien, 2014-09-21
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Eine süße Geschichte, die so ganz in unsere Zeit passt! Viel Erfolg mit dem Blog wünscht Dir Christine
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